„Man muss nicht aushalten, bis es nicht mehr geht. Nehmen Sie Unterstützung an!“

Ingrid Kahlke-Effenberger ist Geschäftsführerin der Katholischen Arbeitsgemeinschaft für Müttergenesung im Erzbistum Köln. Zum Muttertag berichtet sie über Belastungen für Familien und rät sich Hilfe zu holen, wenn es nicht mehr geht.

 

Familien stehen derzeit vor enormen Belastungen. Welche Rückmeldungen haben Sie von Müttern und Vätern in der Corona-Krise bekommen?

Es ist eine große Unsicherheit zu spüren. Keiner weiß ja genau wie es weitergeht mit Kindergarten, der Schule und dem Arbeitsplatz. Familien sind bereit viel zu stemmen wenn es eine Perspektive gibt – und die hat eben lange gefehlt. Insbesondere an Stellen, wo Menschen lange aufeinander hocken, die ansonsten gewohnt sind sich auch mit Gleichaltrigen und Gleichgesinnten auszutauschen kommt es mit der Zeit zu Spannungen, Gereiztheit und manchmal auch zu Überreaktionen. Da ist es schwierig die Stimmung im Gleichgewicht zu halten und allen gerecht zu werden.

 

Die Kliniken für Kuren sind gerade geschlossen, aber Ihre Beratung findet trotzdem statt. Wie genau können Sie den betroffenen Müttern oder Väter helfen? Ja, die Kliniken sind zu aber die Fragen bleiben natürlich. Was ist mit der Kur, die jetzt stattgefunden hätte?

Ich musste eine Kur abbrechen, habe ich Anspruch auf eine weitere Maßnahme und so weiter. Manchmal rufen die Frauen und Männer auch an um erstmal zu erzählen und Dampf abzulassen. Hier bietet die Kurberatung eine gute erste Anlaufstelle quer durch alle gesellschaftlichen Schichten. Diese Gespräche nehmen häufig schon sehr viel Druck raus und die Beraterinnen bemühen sich individuelle Lösungen – im Rahmen der Möglichkeiten – zu finden.

 

Sicherlich wird der Bedarf nach Kuren nach der Corona-Krise stark ansteigen. Für wen sind diese Kuren gedacht und warum sind Sie so wichtig für die Familie?

Es gibt reine Mütter Kuren, Kuren für Väter mit und ohne Kinder, Kuren für pflegende Angehörige, sei es für ältere Menschen, die ihre Ehepartner pflegen, aber auch für die Tochter, den Sohn, der oder die ihre Eltern pflegen oder für Familien mit behinderten Kindern. Eine Kur bringt in der Regel Stabilität und mehr Lebensfreude zurück. Wenn Eltern permanent gestresst sind und gestresst reagieren, dann wirkt sich das automatisch auch auf die Kinder und die Beziehung aus. Alle sind irgendwann unzufrieden und fragen sich vielleicht, ob das so Sinn macht. Eine Kur kann helfen, diesen Kreislauf zu durchbrechen, sich in dieser Auszeit bewusst zu werden, was vielleicht verändert werden kann, die Perspektive zu wechseln und dann insgesamt zu mehr Lebensfreude zu gelangen.

 

Am Sonntag ist Muttertag. Welchen „Mutmacher“ möchten Sie Müttern und Vätern mit auf den Weg geben?

Zunächst einmal bin ich sehr beeindruckt, was Familien in dieser Zeit leisten. Sie sind in diese Situation hineingeschubst worden und plötzlich hatten sie Doppel- und Dreifachbelastungen zu stemmen. Insbesondere die Alleinerziehenden hatte hier eine besonders große Bürde zu tragen. Ich wünsche Ihnen allen, dass diese Zeit, so belastend sie auch sein mag, auch positive Aspekte für den Familienzusammenhalt abgewinnen konnten und können. Falls es für Sie allzu belastend ist, müssen Sie nicht aushalten, bis es nicht mehr geht, sondern nehmen Sie die Unterstützung an. Wir helfen Ihnen sehr gerne weiter.

 

Das interview führte Pia Klinkhammer.

 

Muttertags-Spende Online Jedes Jahr rund um den Muttertag sammelt die Katholische Arbeitsgemeinschaft Müttergenesung im Erzbistum Köln (KAG) Spenden zur Unterstützung von Müttern, Vätern und pflegenden Angehörigen. Leider macht die Corona-Pandemie auch davor nicht halt. Schweren Herzens muss nun die diesjährige Sammlung auf den Herbst verschoben werden. Dennoch sollen die Wochen rund um den Muttertag als traditionelle Spendenzeit nicht ganz aufgegeben werden, sind die Spenden doch gerade jetzt wichtiger denn je. https://www.muettergenesung-koeln.de/